22. Februar 2009
Sonnefeld - Uwe Hiksch (44) ist wieder auf der politischen Bühne in der Region. Am Sonntag Nachmittag wurde er einstimmig als Direktkandidat für den Bundestag nominiert. Diesmal für die Linke.
Er ist zurück in seiner Heimat, auch der Gasthof „Zum goldenen Löwen“ in Sonnefeld gehört dazu. „Ich weiß nicht, bei wie vielen Unterbezirksversammlungen der SPD ich hier war“, erzählt er vor der Nominierung. Vor zehn Jahren ist er aus der SPD ausgetreten, kurz nachdem er überraschend das Direktmandat für den Wahlkreis geholt hatte. Damals noch für die SPD.
Seine Weggefährten von damals hat er nicht eingeladen. „Die haben für mich Wahlkampf gemacht, das werde ich nicht vergessen – jetzt macht es die Sache nicht einfach für sie“, sagt Hiksch. Doch trotzdem kommen fast so viele Gäste wie Parteimitglieder nach Sonnefeld, hauptsächlich aus alten SPD Tagen. Man kennt und schätzt sich noch: „Na, du bist aber auch ein paar Kilo schwerer geworden“, begrüßen sie ihren Uwe Hiksch von damals.
Damals, im Wahlkampf 1994 und 1998, war die SPD Hiksch´s Heimat. „Dieses Gefühl von politischer Heimat hatte ich nur in der SPD von damals. Dort bin ich groß geworden, dort habe ich viel gelernt“, sagt der Kandidat der Linken heute.
Wie die Mitglieder ins Nebenzimmer kommen, freut er sich: „Das sind alles ganz normale Leute.“ Vor zehn Jahren, als er zur PDS wechselte, war das anders: „Da wären lauter Langhaarige im Saal gesessen.“
Für die normalen Leute, die „kleinen Leute“ will er Politik machen. Acht Jahre hat er das bereits gemacht und sein Urteil für die beiden Vertreter im Bundestag Carl-Christian Dressel (SPD) und Hans Michelbach (CSU) fällt nicht gut aus. „Sie schaffen es nicht, die ganz konkreten Probleme der Region in Berlin auf die Tagesordnung zu setzen.“ Beide machten nur eine Politik für „Reiche, Schöne und Gutverdiener“.
Wenn Uwe Hiksch sein Programm vorstellt, steht er inmitten des Saales, er braucht kein Rednerpult und auch kein Manuskript. Er redet frei, gestikuliert und schaut jedem seiner Zuhörer mindestens einmal in die Augen. Ein Politprofi.
„Die Linke ist eine Anti-Kriegs-Partei“, sagt er und nennt auch einen Grund, warum er 1999 die SPD verlassen hatte: den Kosovo-Konflikt, in den die Bundeswehr eingriff.
Die Region kennt er von früher, die Probleme von heute nennt er beim Namen. 100 Milliarden habe der Rettungsversuch der Hypo-Real-Estate bislang gekostet. Hiksch versteht es, dies greifbar zu machen: „Allein 4,5 Millionen Euro sind das aus Ludwigstadt, rund 52 Millionen aus der Stadt Coburg, wenn man dies auf die Einwohnerzahl herunterrechnet.“
Die Krise werde von den kleinen Leuten bezahlt – und für sie sei dann kein Geld mehr da: Schulstandorte schließen, Krankenhäuser werden privatisiert.
Hiksch möchte die Werrabahn, als Infrastruktur für den ländlichen Raum, er möchte die Mitarbeiter in der Porzellan-, Kunststoff-, Glas- und Möbelindustrie mit staatlichen Mitteln qualifizieren, er möchte eine regionale Energieversorgung und -verteilung, statt einer „gigantischen neuen 380-kV-Leitung“. Er möchte die kleinen Leute ermuntern, aufzustehen und „nein“ zu sagen; zum Beispiel zu einem neuen Flugplatz für eine einzelne Firma, oder zu einer Werksschließung wie bei Valeo in Neuses. „Wir stehen draußen bei den Arbeitnehmern, während SPD und CSU drinnen bei den Bosses sitzen.“
Die Kreisverbände Kronach und Coburg möchten Hiksch auf Platz vier der Landesliste bringen. Damit wäre ein Einzug in den Bundestag im September für ihn in realistische Nähe gerückt. Momentan hat die Linke aus Bayern drei Bundestagsabgeordnete.
Tim Birkner