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Die Schule muss sich öffnen

8. Mai 2008

Demografischer Wandel, Jugendarbeitslosigkeit, Krise im Gesundheitswesen, Familienpolitik - zahlreiche soziale Themen sind derzeit in der Diskussion. Wie muss ein Unterrichtsfach Sozialkunde aussehen? Was können Schüler hier lernen?

Was lernt man im Fach Sozialkunde?

Irene von der Weth: Wenn man sich den Lehrplan anschaut, sieht man gravierende Unterschiede je nachdem, welche fachliche Richtung das Gymnasium hat. An den mathematischen, sprachlichen und künstlerisch orientierten Gymnasialzweigen ist die Stundenzahl im Fach Sozialkunde niedrig und die Themen sind sehr politisch und systemorientiert. Also was regelt der Bundestag, was der Bundesrat? Welchen Weg nimmt ein Gesetz? Was ist Gewaltenteilung? Wichtige Themen, keine Frage, aber Sozialkunde ist viel mehr. Und die Themenkomplexe, die tatsächlich in Richtung Sozialwesen gehen, werden nur im entsprechenden sozialwissenschaftlichen Zweig ausführlicher behandelt. Das spricht für diese Gymnasialrichtung, ist aber schade für alle anderen.

Jürgen Forscht: Ich sehe das ähnlich. Häufig wird in Sozialkunde viel fachspezifisches Wissen behandelt und in den Prüfungen abgefragt. Dabei sind wir doch in diesem Fach unmittelbar an den Schülern dran. Der demografische Wandel, der betrifft doch sie. Jugendarbeitslosigkeit, das betrifft doch sie. Die Probleme im Gesundheitswesen, die betreffen doch sie. Da muss doch mit den Schülern diskutiert, reflektiert und in die Zukunft geblickt werden. Aber das braucht Zeit. Bildung braucht immer Zeit.

Wie kann sich daran etwas ändern?

 von der Weth: Der Paritätische Wohlfahrtsverband geht mit Projekten in den Sozialkundeunterricht der Schulen hinein. Das gibt uns die Gelegenheit, den Bogen in die Praxis zu spannen. Die Schülerinnen und Schüler erleben, dass wir anders an die Themen herangehen als ein Lehrer. Beides zusammen belebt den Unterricht. Außerdem gibt es zahlreiche Themen, die die Schülerinnen und Schüler unmittelbar betreffen. Wir hatten zum Beispiel noch nie so viele Suizide unter Schülern und Schülerinnen wie heute. Das ist erschreckend und wir müssen reagieren. Auch indem wir mit den jungen Menschen darüber sprechen.

Forscht: Meiner Erfahrung nach steht und fällt diese Projektarbeit in den Schulen und unsere Präsenz dort mit der Beteiligung der Lehrkräfte. Die schulen sind gerade im Begriff sich zu öffnen und aktiver Teil des Gemeinwesens zu werden. Nur Impulse von außen zu geben ist nicht zielführend.

Dominik Oesterreicher: A propos geschlossenes System: Eine ehemalige Lehrerin von mir sagte einmal den Satz: „Ich bin nicht nur Lehrerin, ich bin auch Pädagogin.“ Damit hat sie das Grundproblem formuliert. Hier stehen die Lehrer und vermitteln Stoff und Wissen, und dort stehen die Sozialpädagogen und vermitteln Sozialkompetenzen. Das kann so nicht gehen. Ich hoffe, dass mit den derzeit diskutierten Modellen zur Ganztagsschule hier endlich umgedacht wird. Denn eine Ganztagsbetreuung, in der vormittags die Lehrer wie gehabt Wissen vermitteln und wir Sozialpädagogen am Nachmittag für die Gemeinschaftserlebnisse und die Steigerung der Sozialkompetenz zuständig sind - die aber natürlich nicht so wichtig sind wie die Stoffvermittlung der Lehrer - kann nicht funktionieren.

Forscht: Es scheint die staatlich verordnete Aufgabe der heutigen Schule zu sein, dass Schülerinnen und Schüler schnellstmöglich in den Erwerbsprozess eingegliedert werden können. Fachbezogen, schnell und schnörkellos soll der schulische Werdegang sein, damit Deutschland international konkurrenzfähig bleibt, heißt es. Dem steht eine Welt gegenüber mit immer komplexeren und globalen Anforderungen. Gerade die so genannten Leistungsträger brauchen daher alles andere als eine einseitig technokratisch ausgerichtete Bildung.

Gefragt sind engagierte, motivierte, team- und kommunikationsfähige Persönlichkeiten; benötigt werden Menschen mit Blick für ein globales Miteinander; benötigt werden Ingenieure, die Technik und Umweltanliegen im Verbund denken können; benötigt werden Forscher, deren Basis in ethisch-moralischer Hinsicht gefestigt ist. Wenn es gelingt, jungen Menschen solche Grundlagen sowohl zu vermitteln als auch vorzuleben, dann hat das System Schule mit seinen Protagonisten, den Lehreren, die Bestnote verdient.

Wie müsste eine Prüfung im Fach Sozialkunde aussehen?

Forscht:
Die Abiturprüfungen selbst sind der Schlussakkord eines langen schulischen Bildungsweges. Es erscheint mir nicht plausibel, dass ein vierstündiges Abprüfen von bewertbar Abprüfbarem die Reifeprüfung eines jungen Menschen darstellt. Die wirklichen Leistungen liegen doch auf dem Weg dahin. Einer Abschlussprüfung, deren Inhalte in kürzester Zeit nicht mehr verfügbar sind, würde ich keinen dominanten Stellenwert einräumen wollen. 

Oesterreicher: Ich stellte an der Hochschule den Studenten die Frage, wie sie ihre Prüfung denn haben wollen. Mündlich, schriftlich, praktisch. Die Studenten tendierten zuerst zur praktischen Prüfung, wollten letztendlich aber doch lieber die mündliche und schriftliche Variante. Damit hätten sie mehr Erfahrung, sie sei objektiver und nehme weniger Zeit in Anspruch, lauteten ihre Argumente.

 von der Weth: Das ist doch schade. Und ich bin überzeugt, wenn wir an den Schulen mehr Wert auf Sozialkompetenzen und Eigeninitiative setzen würden, hätten die jungen Menschen auch Ideen, wie ihr Abschluss aussehen soll. Aber da müssten wir ganz anders herangehen. Da müssten wir ganz unten, in der Grundschule investieren, vielen Kindern überhaupt einmal Bildungschancen geben, ehe wir über mögliche Abschlussprüfungen reden.

Interview: Christa Burkhardt

Jürgen Forscht

Jürgen Forscht (Abiturjahrgang 1977), ist Diplom-Sozialpädagoge (FH) und studierte an der Universität in Bamberg auch Diplom-Pädagogik, Lehramt an beruflichen Schulen, Volkskunde und Kunstgeschichte. Seit 1983 arbeitet Jürgen Forscht im Landratsamt Coburg und ist seit vier Jahren zuständig für die präventive Jugendhilfe.

Irene von der Weth

Irene von der Weth studierte Sozialwesen an der Fachchochschule Coburg und ist Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Oberfranken. Sie ist selbst Mutter dreier Kinder und hat daher das aktuelle Schulsystem gut im Blick.

Dominik Oesterreicher

Dominik Oesterreicher (Abiturjahrgang 2000) studierte Soziale Arbeit an der Fachhochschule in Coburg und ist seit Mitte des Jahres 2007 Jugendpfleger in Grub am Forst/ Niederfüllbach. An der Hochschule Coburg ist Dominik Oesterreicher als Dozent für Erlebnispädagogik tätig.


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