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Endlich Zeit für die eigenen Enkel

Günther Kob hat nun mehr zeit für seine Enkel. Hier sitzt er mit Linus auf der Schaukel. Foto: Tim Birkner

5. August 2008

Haarth – Seit 100 Tagen ist Günther Kob nicht mehr Bürgermeister. Er kann auf seiner Terrasse sitzen und das Gemeindegebiet von Untersiemau überblicken. Auf der einen Seite Meschenbach mit dem alten Brauereischlot, auf dem ein Storchenpaar seine Jungen groß zieht. Am Horizont sind die Großbaustellen zu erkennen: Die ICE-Brücke bei Weißenbrunn und die neue B289, die in vier Wochen für den Verkehr freigegeben werden soll. Auch die Freiberger Höhe und die Eierberge sind gut zu sehen. Und natürlich die Kirchtürme. Als er noch Bürgermeister war, konnte Günther Kob bei Feuerwehreinsätzen hinunter blicken und die Blaulichter durch seine Gemeinde fahren sehen. Stets wusste er, wer als erstes ausgerückt war. Er hatte den Überblick. Heute schaut er lieber in den Himmel. „Sehen Sie den Roten Milan schweben?“. Der Greifvogel fasziniert Kob. Er ist von unten aus nur ein kleiner schwarzer Punkt. Eine Spannweite von zwei Metern, das einzige Pärchen in weitem Umkreis von 200 bis 300 Kilometern. In diesem Jahr haben sie drei Jungvögel. Auch sie stehen schwebend am Himmel und manchmal stürzen sie herab auf Kob´s Wiese hinter dem Haus und jagen Mäuse.
Sonst spielen hier die Kinder aus dem Dorf Fußball. Sein jüngster Enkel, Linus, kann noch nicht mitspielen, er ist erst ein halbes Jahr alt. Doch um die Kinder, auch die kleinsten kümmert sich Kob heute gerne. Er ist 60 Jahre alt und hätte eigentlich noch einmal kandidieren können: „Doch dann gehe ich in Rente und selbst die Enkel sind alle aus dem Haus.“ Also hat er sich kurz vor Weihnachten entschlossen, nicht mehr zur Wahl anzutreten. Und sein Wunschnachfolger Michael Bosecker hat es geschafft, ihm auf den Bürgermeistersessel nachzufolgen. Seit dem Tag der Amtsübergabe am 1. Mai ist Kob nicht mehr ins Rathaus gegangen. „Man muss einen Schlussstrich ziehen. Ich selbst wollte auch nicht mehr für den Gemeinderat kandidieren.“ Das hält er für einen Fehler: Als Altbürgermeister in der zweiten Reihe zu sitzen, den Finger zu heben und den besser wissenden Oberlehrer zu spielen.
Doch ganz hat er nicht aufgehört. Kob sitzt noch für sechs Jahre für die SPD im Kreistag und er hilft bei der Dorferneuerung in der Haarth. „Hier habe ich als 6-Jähriger Hand- und Spanndienste beim Bau der Wasserleitung geleistet. Schaufeln, pickeln, Schubkarren fahren und natürlich Brotzeit holen“, sagt er – und die Geschichten aus der Jugend kehren zurück. Wie er mit seinem Vater den Stein mit der Jahreszahl „1954“ im Hochbehälter einmauerte. Noch heute weiß er, wie die Leitung läuft und das hilft bei der Dorferneuerung.
Als Bürgermeister ist ihm die 1200-Jahr-Feier vor sechs Jahren besonders in Erinnerung geblieben. Zum Beispiel das Feuerwerk, der erste Schuss um Mitternacht und am Ende stand „1200 Jahre Untersiemau“ am Himmel. „Für mein Leben waren die 18 Jahre als Bürgermeister eine lange und schöne Zeit, aber im Vergleich zu 1200 Jahren bin ich doch nur so klein“, sagt er und lässt zwischen Daumen und Zeigefinger gerade soviel Platz, dass die Sonne noch durchscheinen kann.
Jetzt kann er die Sonne genießen. „Der große Druck den ganzen Tag ist jetzt von mir weg“, sagt er und erzählt vom 30-Minuten-Takt, der ihm von seinem Kalender vorgegeben wurde. „Es wird einfach erwartet, dass man pünktlich da ist von 6 Uhr in der Früh bis 11 Uhr in der Nacht – und natürlich auch pünktlich wieder geht, denn der nächste Termin wartet ja schon.“ Heute trägt er die Uhr, die er zu seinem 50. Geburtstag vom Gemeinderat geschenkt bekam mit Ehrfurcht, auch wenn die Zeit darauf nicht mehr so wichtig ist.
 Der Kalender bestimmte sein Leben und das seiner Familie. Am Puls der Bevölkerung zu sein, jeden Baum und jeden Feldstein zu kennen, das hatte seinen Preis. „Ich habe das immer gerne gemacht“, sagt er und es schwingt Wehmut mit. Sein engstes Umfeld im Rathaus, insbesondere seine Mitarbeiterin im Vorzimmer, Brigitte Fiebich, zu verlassen, fällt ihm noch heute schwer. „Das ist ja ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis. Und es ist sicher nicht immer leicht, mit einem Bürgermeister auszukommen. Dennoch hängt es mir nach.“ Auch die tägliche Besprechung um 6.30 Uhr im Bauhof trägt Kob in guter Erinnerung.
Ablenkung hat er nun genug, nicht nur den Roten Milan. An seinem Haus gibt es noch eine Menge zu tun, was all die Jahre liegen geblieben ist. „Ich habe mir viel mehr vorgenommen, als ich bislang geschafft habe“, sagt Kob. Und er kann mal wieder in den Urlaub fahren. 14 Tage am Stück, das gab es während seiner Amtszeit nie. „Das gönne ich mir zusammen mit meinem ganzen Clan“, sagt er und strahlt. Jetzt trainiert der begeisterte Radfahrer, damit er mit den Schwiegersöhnen auf den Bergtouren auch mithalten kann.

Tim Birkner


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