26. August 2006
300 Besucher nehmen das Angebot des Nasch-Gartens trotz Regenwetters an
COBURG ? Neben dem Landratsamt hat am Freitag der Obstlehrgarten erstmals seine Tore geöffnet. Die verschiedensten Obstsorten können in verschiedenen Anbauarten betrachtet werden. Anwendungsbereich soll der ?kleine Hausgarten? sein, wie Kreisfachberater und Initiator des Gartens, Thomas Neder betont. Er will mit dem Garten nicht nur lehren, sondern auch selbst lernen.
Der 1. Vorsitzende des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege, Landrat Karl Zeitler, stand im Regen. ?Englische Verhältnisse sind das, da zahlen andere viel Geld dafür?, munterte ihn Kreisfachberater Thomas Neder auf. Beide hatten allen Grund gute Miene zum nassen Wetter zu machen.
Nahezu alle Wege und Pfade in dem neuen Lehrgarten waren voll mit Gartenfreunden unter Regenschirmen. Rund 300 Gäste waren vor Ort, Vereinsdelegationen, Bürgermeister, Gartengrößen und Gäste aus Berlin.
Der Kreisverband ist vor 100 Jahren gegründet worden, zählt heute rund 70 Ortsvereine mit 11 000 Mitgliedern. Und als Geschenk an sich selbst überreichen Neder und Zeitler den Garten.
Natürlich hat der Lehrgarten, wie jeder Erfolg, viele Väter. ?Ohne die viele Unterstützung und die vielen Sponsoren, wäre dieser Lehrgarten nicht möglich gewesen?, dankte beispielsweise Landrat Zeitler.
Doch die Keimzelle war spätestens bei der Präsentation des Lehrgartens durch Thomas Neder gefunden. ?Über mehrere Jahre hat er sein ganzes Herzblut hier hineingesteckt?, sagte der Landrat. Und Neder ließ die Sträuche und Bäume sprechen. Dornenlose Brombeeren oder welche, ?für die man einen Waffenschein braucht, weil sie so stechen?, die verschiedensten Apfelsorten, Kirschen auf Hügelbeeten oder Himbeeren aus England. Bei englischem Landregen zog Neder durch seinen Garten und erzählte zu fast jeder Pflanze eine Geschichte. ?Kirschen auf Coburger Boden, das geht nicht.? Also hat Neder Hügelbeete angelegt, damit sich die zarten Wurzeln dieser Diven im Obstgarten entwickeln können. ?Zwetschgen wachsen auch auf unserem schweren Boden?, verglich Neder. Und bei den Marillen war er sich nicht ganz sicher. ?Wir versuchen einfach, ob sie hier wächst oder auch nicht.? Es ist eben nicht nur ein Lehrgarten, sondern auch ein Lerngarten.
Die Gäste unter ihren Regenschirmen hörten gebannt zu, blieben trotz der Nässe, und saugten wie die Schwämme das Wissen ihres obersten Gartenmanns auf.
Die Geduld seiner Zuhörer hatte sich Neder erarbeitet. Die Beerensträucher hingen voll, und die Besucher naschten. ?Ich sehe schon, hier bei den Himbeeren waren Sie schon, da hängt ja nichts mehr dran.?
Rund um den Garten sind Nisthilfen aufgehängt, die die Klasse 4c der Volksschule Bad Rodach zusammen mit der Diplom Biologin Karin Hieke baute. Hieke stellte ihr Projekt zu den Hautflüglern den Gartenfreunden vor. ?80 Prozent der Wildbienenarten und 70 Prozent der Wildpflanzen gehen zurück?, verdeutlichte sie die Notwendigkeit einzuschreiten. Und die Schülerinnen und Schüler bohrten Löcher in Baumscheiben. ?Mohnbienen, Grabwespen und Blattschneiderbienen nisten nun hier?, verkündete sie bei Nieselregen. Auch dieses Projekt soll nicht nur den Bienen helfen, es soll vor allem zeigen, dass eine engagierte Jugendarbeit in den Obst- und Gartenbauvereinen vorhanden und nötig ist.
Lena und Julian von den Gingko-Kids aus Oberfüllbach beispielsweise zeigten, wie sie Nistkästen bauen. tab
Lena (11) und Julian (10) von den Gingko-Kids aus Oberfüllbach, zeigen, wie sie Nistkästen zusammen schrauben.