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Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht

4. August 2007

VON CHRISTA BURKHARDT

In Finnland werden Kinder mit sieben Jahren eingeschult. Die Finnen, die Pisa-Sieger, fangen als letzte mit der Schule an und überholen trotzdem die früh startenden Schüler aus anderen Ländern. Von den Finnen wollen wir lernen, heißt es seit der Pisa-Ohrfeige für das deutsche Bildungssystem. Warum werden dann in Bayern künftig fünfeinhalbjährige Kinder eingeschult?

COBURG - Diplom-Psychologe Albert Kempf von der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der Caritas in Lichtenfels zuckt die Schultern: "Wegen der Ergebnisse der Pisa-Studie sicher nicht. Denn die weisen gerade im Vorschul- und Grundschulbereich in eine ganz andere als in die eingeschlagene Richtung."

Zum Beispiel in folgende: In Finnland wird das meiste Geld des Bildungsetats in die Grundschulen investiert und das wenigste in die Oberstufe. Das ist in Deutschland genau umgekehrt. Für jeden Gymnasiasten steht dreimal mehr Geld zur Verfügung als pro Grundschüler.

Laut OECD geben die Deutschen jedes Jahr mehr als 9500 Dollar für jeden Gymnasiasten aus, aber nur 3531 Dollar pro Grundschüler. Noten darf es in Finnland übrigens frühestens ab dem fünften Schuljahr geben. Beim Bau eines Hauses beginnt man mit dem Fundament. Die Finnen haben diesen unzählige Male in der Praxis bestätigten Erfahrungswert erfolgreich auf ihr Bildungssystem übertragen. Wir flicken lieber notdürftig das Dach.

Damit das auch weiterhin so bleiben kann, werden immer wieder erfolgreiche Frühstarter-Karrieren als Beispiel ins Feld geführt. Albert Kempf: "Wir müssen hier sehr hellhörig sein und deutlich den Einzelfall vom Durchschnitt der Kinder unterscheiden. Natürlich gibt es pfiffige Fünfjährige, körperlich, sprachlich und kognitiv vorndran. Die werden ihren Weg machen, auch wenn sie ihre Schultüte wesentlich früher ins Klassenzimmer tragen als ihre Mitschüler. Aber das sind Einzelfälle, keine Richtwerte."

Werden diese Einzelfälle aber zu Richtwerten erhoben wie mit dem jährlich um einen Monat vorgezogenen Stichtag für die Einschulung, werden Studien wie die folgende nicht mehr nur zum Nachdenken über das Bildungssystem anregen, sondern im wahrsten Sinn des Wortes Schule machen.

Kinder, die zu den Jüngsten in ihrer Klasse gehören, bleiben häufiger sitzen als ihre Klassenkameraden. 28 Prozent der Grundschüler wiederholen eine Klasse. Und das im Lauf ihres Schülerlebens nicht nur einmal, sondern fünfmal häufiger als die anderen Kinder sogar ein zweites Mal.

Das "gewonnene Jahr" wird also von rund einem Drittel der vermeintlichen Gewinner schon in der Grundschule wieder verloren. Und als "Zugabe" setzen viele eine Ehrenrunde in der Mittelstufe obendrauf.
"Es gibt gute Gründe zu der Annahme, dass bei einer generellen Herabsetzung des Einschulungsalters krisenhafte Schulkarrieren zunehmen werden", bestätigt auch Albert Kempf. Und damit nicht genug. "Neue hirnphysiologische Studien zeigen, dass Kinder, denen man mehr Zeit lässt, später häufiger eine dickere Hirnschicht im Neocortex und damit bessere Leistungen erzielen als Kinder mit (künstlich) beschleunigter Entwicklung."
Kempf gibt zu bedenken: "In den ersten ein bis zwei Schuljahren halten die jüngeren Kinder meistens gut mit. Außerdem orientieren sich da die Lehrkräfte an den Schwächeren. Aber mit der dritten, spätestens mit der vierten Klasse werden die Starken gefördert. Denn die sollen ja mindestens in die Realschule, besser noch in das Gymnasium. Was aber passiert mit den Schwachen? Oder besser gefragt: Was passiert mit denen, die nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten, sondern aufgrund ihres (vergleichsweise jüngeren) Alters zu den Schwachen gehören?"
Sie landen in einer Schulform, die nicht unbedingt ihrem Potenzial entspricht. Später eingeschulte Kinder wechseln signifikant häufiger auf das Gymnasium als früher eingeschulte. - Und bleiben weniger häufig sitzen, besagen wissenschaftliche Studien.
"In unseren Beratungsgesprächen weisen wir die Eltern stets darauf hin, welch große Rolle der richtige Einschulungszeitpunkt für die gesamte Bildungs- und damit ja für die berufliche Laufbahn und den gesamten eines Menschen spielt", sagt der Psychologe Kempf. Viele werden dann sehr nachdenklich. Aber nicht nur das Schulstartalter wird ja derzeit in fast allen Bundesländern allen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Trotz systematisch gesenkt. Auch die Schulabgänger werden aufgrund des achtstufigen Gymnasiums jünger. Mit Früheinschulung und G8 endet künftig die Schullaufbahn mit 17 Jahren.
Gelernt werden soll in dieser Zeit aber nicht nur genau soviel wie bisher, sondern in einigen Fächern sogar mehr. Die Lehrpläne wurden nicht entschlackt, sondern aufgestockt. In Zukunft müssen in etlichen Fächern jüngere Schüler als je zuvor eine noch nie da gewesene Stofffülle bewältigen. Das ist das Gegenteil von dem, was aus "Pisa" gefolgert werden müsste.

Noch einmal ein Blick nach Finnland. Die 15-jährigen Finnen schnitten hervorragend ab. Dabei hatten sie im Vergleich zu den Gleichaltrigen anderer Länder nicht nur ein Jahr weniger die Schulbank gedrückt, sondern wenn man die Lehrpläne vergleicht auch wesentlich weniger Stoff behandelt. Den aber offensichtlich so, dass die Schüler ihn verstehen, anwenden und selbstständig Schlüsse daraus ziehen können. Genau in diesem Punkt waren die Ergebnisse der bayerischen 15-Jährigen geradezu beschämend. "Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entfacht werden will", schrieb Francois Rabelais schon im 16. Jahrhundert. Möglichst früh mit der Schule zu beginnen ist allerdings kein geeigneter Funke.


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